
Güntersleben
Güntersleben, ein Herbstklassiker zwischen Würzburg und Schweinfurt. Immer eine Empfehlung!
Hey!
Also wenn du vor der Anmeldung eines Marathons stehst, jemand zu dir herkommt und dich fragt welche Strecke du fährst, du mit ‚Die Kurze‘ antwortest, und dein Gegenüber dann überlegt sein Vorhaben (die Mitteldistanz zu fahren) zu ändern um mit dir im Rennen zu fahren, ist das ein Statement. Wenn der dann aber argumentiert: „wegen deim Rennbericht halt“, bin ich etwas baff. So geschehen am Montag in Güntersleben. Ihr wisst schon. Das Rennen, wo ich letztes Jahr zusammen mit zwei anderen Jungs (quasi das komplette Treppchen) auf die Mitteldistanz geleitet wurde und bei 35 km aus dem Rennen gegangen war, das nur 28 km haben sollte…
Vielleicht – wie immer – hol ich erst ein noch ein bisschen weiter aus, bevor es zur Sache geht. Wenn du Sonntagnacht um kurz nach zwei ins Bett gehst und um 6:16 Uhr nen Kumpel vom Bahnhof abholen musst. Und du deine Sachen noch nicht ins Auto geladen hast… Egal. Wie besprochen war ich, mit Anhang bestehend aus Freundin und Kumpel (Alexander Koczorowski) um kurz nach 8 Uhr in Güntersleben angekommen. Falls jemand auf der Landkarte suchen möchte…. liegt irgendwo zwischen Würzburg und Schweinfurt.
Bevor ich also meine Startunterlagen abgeholt habe kam es zum besagten Dialog zwischen einem Rennfahrer und mir. Der Uli Schmittlutz wars. Das beeindruckt mich sehr. Und es zeigt mir, dass die Leute den Bums den ich nach jedem Rennen schreibe, der immer viel zu lange ist, und immer nur ein kleiner Teil davon vom Renngeschehen selbst handelt, gelesen wird.
Das freut mich!
Danke dafür.
Das Team Wilier TU-sports war am Montag stark vertreten. Auf der Langdistanz starteten Andreas Schrödl (9. Platz gesamt, 3. in seiner AK) und Matthias Seitz (Matze El Maestro 11. Platz gesamt, 4. in seiner AK). Auf der Mitteldistanz fuhr Markus Lang um den Sieg, wurde dann 2. Daniel Mahli wird guter 5. und belegt somit den 2. Platz in seiner Altersklasse. Auf der Kurzdistanz war ich halt unterwegs…
Um 10:00 und 10:05 Uhr starteten die Jungs auf ihre längeren Strecken. Mein Start war auf 10:57 Uhr gesetzt. Nachdem ich mein Rad startklar gemacht hatte war sogar noch Zeit um mich warmzufahren. Auf der Rolle, unter der Heckklappe vom Auto. Es hat ja immerwieder geregnet um das ganze Vorhaben etwas interessanter zu machen. Nach gut 25 min Aufwärmen ists an der Zeit mich gar anzuziehen. Helm, Brille, Handschuhe und Beine eincremen nicht vergessen. Startöl hatte ich keins dabei, also musste die gute alte Body Lotion herhalten. Alles nur wegen der Optik. ;D Jetzt nur noch die Rolle zusammenklappen und ins Auto legen…
Und schon wars passiert!!
Kackmist. Ich hab mir meinen Mittelfinger eingezwickt und mir ein Stückchen Haut abgerissen. Auf den ersten Blick garnicht so schlimm. Aber es hat halt nach ein paar Sekunden angefangen zu bluten. Und wollte nicht mehr aufhören…
So bin ich also mit nem Stück Zewa um den Finger gewickelt zur Startaufstellung los. Sieben Minuten vor dem Start… Vielleicht waren es auch nur noch fünf Minuten. Keiner weiß das so genau. Auf jeden Fall wollte ich vorher noch zum Sani und mir ein Pflaster auf den Finger kleben lassen. Vong Verschmutzung her. Trotz Erfragen des Standorts beim Moderator und kurzer Sucherei hab ich nichts dergleichen gefunden.
Ich hab die Suche aufgrund meines strengen Zeitmanagements recht schnell aufgegeben und mich dreist von vorne in die Startaufstellung gequetscht. Der Öchsi (Joe Fotzkiste) hat mir dankenswerter Weise etwas Platz geschaffen. Hose und Winterjacke muss ich ja auch noch ausziehen und verstauen^^
Bis ich dann fertig mit allem war, hatte ich noch knapp ne Minute bis zum Startschuss Inklusive blutenden Finger im rechten Handschuh…
Der Start ist ein Klassiker. Massenstart. Aber das liegt daran, dass es da relativ eng um die Ecke geht. Aus der Ortschaft heraus gehts direkt in einen Anstieg über einen betonierten Feldweg hinauf. Luis Blattner hat erstmal das Tempo angezogen um das Teilnehmerfeld etwas zu entzerren. Ich glaube am Ende des Anstiegs, der sich über ein paar Hundert Meter hinzog, waren wir keine separate Spitzengruppe, sondern eher eine lange Wurst aus Radfahrern die alle versuchten etwas Windschatten vom Vordermann zu erhaschen.
Als es dann in den Wald hinein ging war ich an dritter Stelle. Hab mir das ganze erstmal anschauen wollen. Ich wusste ja, dass es sehr Traillastig wird auf der Strecke. Schon bald war hinter mir niemand mehr zu hören also fuhren wir zu dritt mit stetig wechselnder Führungsarbeit einige Kilometer dahin. Die Kilometerangaben bekomme ich nicht mehr genau hin. Nach ungefähr 20 Minuten kam mitten im Wald auf nem Schotterweg der Öchsi auf einmal an uns vorbeigeschossen, dass alles zu spät war. Im Schlepptau mit zwei weiteren Jungs. Das hat neuen Wind ins Rennen gebracht. Wir also direkt angetreten um den Anschluss nicht zu verlieren und hinterher auf den nächsten Trail. Ich wusste genau, ab hier kennt er die Strecke… Waren ja quasi seine „Hometrails“.
Er hat uns eben mal dran erinnern müssen, wie man richtig Rennen fährt!
Nach einem kurzen Flachstück zwischen den Trails wollte Constantin Kolb (Constantin Kolb) die gewohnte Ordnung wieder herstellen und setzte sich an die Spitze. Gefolgt von Luis und mir. Hinter mir dann Öchsi und Co. Wir waren nicht lange auf dem Trail, als sich die Entscheidung zwischen Chicken-Line und Kampflinie vor uns stand. Hat sowieso keiner gecheckt dass es sich nur um zwei verschiedene Optionen handelte. Die Rennlinie war eine ziemlich tiefe Mulde mit einem etwa 5 Meter langen, wurzeligen Gegenanstieg. Constantin ist durch, Luis ist durch, ich bin durch, Öchsi…. ist hängen geblieben. Seiner Aussage nach ist er daraufhin „geplatzt“ und konnte das Loch nichtmehr schließen. So sind wir zu viert, ohne Öchsner, weitergefahren.
Nach einem kurzen Regenschauer fing das Ganze an mir noch mehr Spaß zu machen. Meine Brille war voll mit Regentropfen und Dreckspritzern vom Hinterherfahren. Beschlagen von der Kälte und Wärme… Ihr wisst ja wie das funktioniert Die Sicht war jedenfalls – ich würde sagen – WEG. Deshalb hab ich mich vor dem nächsten engen Trail an die Spitze gesetzt. Um wenigstens ein bisschen was zu erkennen. Eng links, eng rechts, mittig durchs Gebüsch und runter die matschige Wiese. Das Stück ging gradeaus, war ziemlich steil, eine Seite war eine ausgefahrene Matschrinne. Die andere Seite war noch mit Gras bewachsen. Man musste nur gut auf den unterschiedlich weit hereinragenden Drahtzaun aufpassen und unten dann quasi 90 Grad rechts abbiegen. Das untere Ende war direkt in Sichtweite. Somit haben mich die unten stehenden Leute auch auf sich zukommen sehen^^ Scheinbar hatten sie etwas angst bekommen. Immerhin standen sie direkt im Auslauf.
Ich habs tatsächlich hinbekommen das ganze Stück ohne blockierende Räder runter zu fahren, die Kurve mit bravour zu nehmen und danach alleine zu sein. Da hat sich glatt eine Lücke aufgetan.
Kurz danach lag ein langer leicht ansteigender Abschnitt auf Teer, vorbei an einem Steinbruch und Verpflegungsstation, vor mir. Ich hab ein bisschen Druck gemacht…
Was ich nicht wusste – es folgt ein Anstieg, ebenso steil wie die Abfahrt vorher.
„Wenn ich hier nicht nachlass hab ich Chancen das Ding nach Hause zu fahren!“ Also hoch im Wiegetritt! Sind ja nur noch ein paar Kilometer ins Ziel. Vielleicht zehn oder zwölf
Auf offenen Flächen hatte ich etwas bammel. Diese Unsicherheit ob der Verfolger näher kommt oder nicht. Oder ob der Abstand zunimmt…
Nach 1:06:37 h wurde ich freudig vom Veranstalter als Sieger im Ziel begrüßt.
Wir hatten letztes Jahr wegen der Beschilderung usw. etwas diskutiert. Da war ich echt sauer. Aber ich muss sagen er hat seine Hausaufgaben gemacht. Sehr gründlich!
So kann es in den nächsten Jahren weitergehen. Dann werden sicher viele viele viele Rennfahrer Jahr für Jahr im Oktober nach Güntersleben kommen. Und alle werden davon berichten, dass es wohl der Marathon mit dem höchsten Singletrail-Anteil sein wird, den sie je gefahren sind.
Großes Lob! Ich komme gerne wieder.
Mit nicht ganz einer Minute Rückstand kam Luis Blattner ins Ziel. Platz drei belegte Constantin Kolb mit einer Zeit von 1:08:00.